Gedanken zur Pisastudie

Froh zu sein bedarf es wenig.....

Dieses Lied wird heute immer noch als Kanon gesungen. Dem Sinn des Liedes nach gehandelt wird zu selten. Immer wieder ist zu sehen und zu hören, dass nach dem Singen fast immer zur Tagesordnung übergegangen wird. Regeln und Normen unterstützen, dass auch der sich gerade zündelnde Frohsinn, nur zu gegebener Zeit und im bestimmten Maße stattzufinden hat.
Der Musikunterricht geht zu ende. Mathe! Hier ist natürlich in keiner Weise irgend ein Singsang erwünscht. Hier wird gearbeitet! Wer es nun, trotz Mahnung nicht lassen kann, dem kann es schon leicht passieren, als Störenfried zumindest ermahnt, wenn nicht des Raumes verwiesen zu werden. Desgleichen geschieht natürlich auch, wenn es um andere der rechten Hirnhälfte angesiedelten Neigungen, Talente und Interessen, wie z.b. Zeichnen, Malen, Gestalten, Tanzen, Träumen usw. geht. Im umgekehrten Fall nun, wenn ein Kind während des Musik-, Sport- oder Kunstunterrichts mit seinen Gedanken noch bei einem der vorangegangenen Hauptfächer ist, verhält sich die Lehrkraft in dieser Situation meist positiv. Keine Mahnung oder Missbilligung, geschweige denn, die Aufforderung den Unterrichtsraum zu verlassen.
Schon vom ersten Tag des Schulantritts, wird den Kindern unmissverständlich klar gemacht, welche Bereiche wichtig sind. Gute Leistungen der sogenannten Neigungsfächer spielen kaum eine Rolle. Nur wenn auch in den Hauptfächern positive Erfolge erbracht werden, finden auch die Nebenfächer Beachtung. Ansonsten fallen sie nicht ins Gewicht.
Diese alltäglichen Erfahrungen, Regeln, Normen und Verhaltensweisen der Bezugspersonen werden überall dort erfolgreich eingetrichtert und andressiert, wo sich Kinder in den dafür vorgesehenen Bereichen, wie Familie, Krippe, Kindergarten, Vorschule, Schule, Horte, Heime usw. aufhalten und dies, in den meisten Fällen nicht einmal freiwillig, sondern aus einem familiären, persönlichen Zwang, oder staatlicher Pflicht heraus.
Schon im zartesten Alter wird dem Kind, in immer noch überwiegender Zahl antrainiert, was es zu wollen hat. Es lernt von Anfang an, nach dem täglich vorgegebenen Zeitplan zu leben und zu reagieren. Schließlich ist es so lernfähig, dass es bereits nach kurzer Zeit den Tagesablauf verinnerlicht hat. So ist kaum noch zu erkennen, dass es sich nicht um das wirkliche Bedürfnis handelt, sondern um das von anderen eingeprägte.
Die Erziehung der Kinder erfolgt häufig auf rationaler Ebene. Alles steht im praktischem Verhältnis zur Zeit und Ordnung, immer den Normen und Werten angepasst. Wenn es Zeit ist wird gegessen, geschlafen, gesäubert, gespielt, geschmust, gelernt usw. Hier werden also schon fürs spätere Verhalten die Weichen gestellt. Ausnahmen diesbezüglich werden dem Kind sehr deutlich gemacht, damit es nicht auf einmal auf die Idee kommt, nun ständig irgendwelche Regeln umzustoßen. Also stellt das Kind die eigenen Bedürfnisse ständig darauf ein und kommt mit der Zeit auch gar nicht mehr so oft darauf den Zeitplan, die Regeln und Normen umzustoßen. Die Kreativität entwickelt sich folglich nur im dafür bestimmen Rahmen. Das Kind erlebt Tag ein, Tag aus das phantasielose, ihnen später häufig noch sinnlos erscheinende Verhalten der Bezugspersonen und ist dadurch selbst im späteren Leben, durch die selben Mauern, wenn nicht unfähig, dann aber zumindest gebremst, die persönlichen Fähigkeiten zu erkennen und zu entwickeln. Oft werden Interessen und Fähigkeiten zurückgehalten und bleiben im Inneren des Kindes Begraben. Weil ja rechtzeitig genug eingetrichtert wurde, was im Leben wichtig zu sein hat und was zwar Spaß macht, aber ja Quatsch und unsinnig ist. Schon die Reaktionen auf die ersten selbstgemachten Dingen entpuppen sich für die Kinder oft sehr schnell als Lüge. Verbal wird sich entzückt darüber geäußert, wie toll es doch sei. Das Produkt selbst jedoch wird vom Kind oft entweder gar nicht mehr gesehen, oder im Papierkorb wiedergefunden. Erst wenn „wirkliche“ Leistung vollbracht wird, z.B. alleine aufs Töpfchen gehen, sich anziehen, Buchstaben schreiben, gute Zensuren etc., also ein messbares Ergebnis erbracht wird, wird sich dem freudig zugewandt.
Wie viel verkümmert in all den Jahren, wo sich Kinder denen anzupassen haben, die nicht einmal für sich selbst fähig sind, sich und die eigenen wirklichen Werte, ihren eignen Sinn zu erkennen.
Es ist aber an der Zeit, endlich die Dinge vermehrt in den Mittelpunkt der Bildung zu stellen, die für die Entwicklung des Menschen, der Menschheit wichtig sind. Allen Kindern muss das Recht auf freie Entfaltung eingeräumt werden.
Ganz offensichtlich ist doch, dass, wenn eine positive Entwicklung stattgefunden hat, oder stattfindet, immer das freie Denken und Tun, das phantasievolle Handeln, die Kreativität die Wegbereiter waren. Den wichtigen historischen Stellenwert in allen Ländern, für die positive menschliche Weiterentwicklung, nimmt die Kultur, also die Musik, Literatur, Kunst, Architektur usw. ein. Sie hat für viele Menschen nicht an Wichtigkeit verloren. Jeder kann sich daran erfreuen, sich damit auseinandersetzen, damit identifizieren. Viele tun dies leidenschaftlich. Doch die Botschaft, die Einstellung zum Leben, Denken und Handeln der Kulturschaffenden, wird nur selten verstanden, geschweige denn selbst umgesetzt und weiterentwickelt, somit gelebt. Wobei jeder, der es in irgend einer Form auch versucht, die Kraft spürt, die davon ausgeht und sich auf das gesamte Denken und Handeln auswirkt. Jeder ist in seinem tiefsten Inneren ein schöpferischer Mensch, ein Künstler, doch die meisten sind nicht bereit, besser gesagt nicht fähig, ihn herauszufordern. Es wird verneint, veralbert, unterdrückt. Dennoch wächst die Erkenntnis, dass das Leben nicht nur aus Arbeit, Essen, Schlafen und Kinderkriegen bestehen kann.
Wo bleibt der Spaß, die Freude? Wo das Glücksgefühl? Was ist der Sinn?
Vielen fällt an diesem Punkt das eine oder andere ein, was früher irgendwann einmal Freude gemacht hat. Musik, Kunst, Sport. Seltener Mathe, Deutsch, Physik oder ähnliches, denn diese Bereiche haben meist in irgend einer Form mit dem gewählten Beruf zu tun und der hat leider im Verhältnis oft recht wenig mit Freude zu tun, sondern sorgt fürs Ein- und Auskommen des täglichen Lebens.
Natürlich entscheiden sich nun viele für den sportlichen Bereich. Denn der Sport war in der Reihe der sogenannten Neigungsbereiche das wichtigste Fach. Auch hier konnten messbare Leistungen erbracht werden. Es lebe der Sport!
Immerhin wird der Körper des Hobbysportlers so sehr angetrieben, dass der Mensch danach auch wirklich geschafft ist und weiß, was er getan hat. Jeder Muskel, jede Schweißperle, jede persönliche Leistung stellt den Beweis. Jeder dieser Menschen weiß sehr schnell welche Sportart für ihn geeignet ist, welchem Verein er beizutreten hat, welche Kluft er zu tragen hat, wie oft er zu trainieren hat, wie viel er zu bezahlen hat, welchen Regeln und Normen er sich unterzuordnen hat und jeder kriegt zu spüren, wie lange er dabeibleiben darf. Endlich hat das Leben seinen Sinn gefunden?
Doch plötzlich zeigt sich das unausweichliche, fortgeschrittene Alter. Das zwingt nun wieder zum Umdenken.
Die Suche nach dem Sinn beginnt von neuem. Jedenfalls dann, wenn der Mensch zu dieser Zeit nicht sowieso schon so in die Lebenssituation hineingewachsen ist, und es als eigenes Los ansieht, dass es nun mal so ist, wie es ist. Wie geht’s? Muss ja! Was macht die Familie? Geht so! Wie geht’s auf der Arbeit? So Lala! usw. Er also schon tot ist, bevor er stirbt.
Es gibt unzählige Menschen, die schon lange gelernt haben an allem vorbei zu leben. Keiner von ihnen hat ja gelernt, oder es wieder verlernt, einmal wirklich in sich hineinzuhorchen, Dinge in sich zu erkennen und wachsen zu lassen, neugierde für sich zu entwickeln und Fähigkeiten zu erkennen. Sie sind seelisch immer mehr verarmt und verkümmert. Diese Situation setzt immer früher ein, denn seit langem spielen die unterschiedlichen Medien, wie Fernsehen, Computer, Play-Station, Gameboy usw.
All das, was sonst zumindest damit verbunden war Kontakt zu anderen aufzunehmen, kann jetzt spielend die Welt der bewegten Bilder. Hautnah und skrupellos wird das Denken, die Gefühle, Werte, Regeln und Normen eingebrannt. In Farbe!
Das Leben wird gesehen und gehört. Es braucht nicht mehr erlebt, gelebt zu werden. Alles ist so Phantastisch, dass die eigene Phantasie jetzt endlich wirklich fehl am Platze ist. Sollte es nun dennoch einmal dazu kommen, fängt z.B. ein Kind während einer solchen Fernsehsitzung an zu singen, spielen, tanzen, oder erzählen, wird reagiert, getadelt, oder rausgeschickt. Wie gehabt wird geformt, geprägt, geknetet, gebogen, bis es auch seiner Konsumentenpflicht entsprechend, handelt und seine eigenen Sehnsüchte im tiefsten Inneren begräbt. Brav, brav!
Nicht selten spielt sich das Leben nur noch mit vor und mit dem Fernseher ab. Er bestimmt die Zeit und die Art der Informationen, der Angst, der Freude, der Spannung usw. Alles im rechten Maß versteht sich. Keines der Sinne soll dabei überlastet werden, oder zu kurz kommen. Jedenfalls nicht in die Richtung, dass dabei zu sehr und zu lange nachgedacht, tatsächlich etwas gelernt wird, oder gar Spaß an etwas anderem gefunden wird. Von Programmgestaltern, wird entschieden, was zu welcher Zeit gesendet, also gesehen wird. Auch wird für den Konsumenten das Programm zensiert. So gibt es zur Hauptsendezeit sowohl blutrünstige, fetzige, beängstigende Filme und Krimmis, als auch Komisches, Rock, Pop Musikantenstadel usw., während erst spät am Abend die Filme, meißt aus den 50er, 60er Jahren, nur mit dem Hinweis gesendet und gesehen werden dürfen " für Jugendliche unter 16 nicht geeignet" Es geht den Machern also nicht wirklich um den Schutz, geschweige denn um Bildung, es geht ihnen um Einschaltquoten, also ums Geld. Die Filme werden deshalb auch fast immer im Viertelstundentakt durch Werbung unterbrochen. Hier wird uns, also auch den Kindern, nun schnell zwischendurch eingetrichtert, welches Deo, welche Pizza, welcher WC Reiniger, welche Süßigkeiten, welches Auto usw. unseren persönlichen Wert, unser Wohlbefinden Erhöht, oder welche Geldanlage und Versicherung u.ä. unser Leben solide und sicher macht. Immerhin können die Kinder, durch die fortwährenden Wiederholungen in den Werbeblöcken, die Texte bald auswendig mit- sprechen und singen, außerdem sind sie schnell in der Lage die jeweiligen Produkte in Geschäften wieder zu erkennen und einzufordern. Doch Bildung? Das Bonbon sind dann noch die Filmtipps, in denen die verlockenden, brutalen, kriegerischen, Horror und Actionszenen im Kurzschnittdurchlauf gezeigt werden. Nicht selten haben jüngere Kinder das Gefühl, dass sie die ganzen Filme gesehen haben und das gleich mehrere Male und dass die Werbung und die Filmtipps zu dem eigentlichen Film den sie gerade sehen dazugehören. Sollten sich nun bei den Kleinen Ängste zeigen, wird ihnen pflichtbewußt erklärt, dass es nur ein Film sei, dass es das nicht gäbe, dass es nur Spaß sei usw. Froh zu sein bedarf es wenig.....
Immerhin können die Konsumenten selbständig, mittels Fernbedienung, aus bequemen Sesseln die Sender wählen. Nur nicht bewegen. Er ist dankbarer, zufriedener Abnehmer. Kann er doch alles mitbekommen, was er mitbekommen soll, ohne ständig selbst darauf kommen zu müssen. Immerhin darf er die Kanalwahl treffen. Die Sucht, die Abhängigkeit wächst. Anstandslos lernt jeder, das zu fressen, zu schlucken was über den Äther, die Bildschirme serviert wird.
Und das Kind? Was macht das Kind? In der Anlage noch soviel wollend, spürend, ahnend, strebend und doch so schwach, zerbrechlich? Es ist angewiesen auf die, die selbst um ihr eigenes Ich betrogen, ordnungsgemäß das weitergeben – wieder! – was Norm und Regel verlangt.
Die Sucht wächst weiter, nistet sich ein. Alle Sinne werden befallen. Alle Wünsche und Forderungen, Meinungen und Positionen, Fragen und Antworten, Neigungen und Talente abgewürgt, umgekrempelt, dirigiert und eingetrichtert, manipuliert und abgewogen. Nichts steht der Sucht entgegen. Das Kind, angesteckt von der Sucht der Vorbilder, mit allen Sinnen aufsaugend, saugt und saugt, frisst in sich hinein, stopft sich voll. Alles bleibt drinnen, denn, natürlich verpflichtet das Sehen zum Schweigen. Die erste Schweigepflicht! Die kleine Seele schluckt ohne zu kauen, schon von klein auf an. Schluckt und schluckt, alles bleibt unverdaut. Das Virus arbeitet schnell und sicher, aber der Patient wird nicht erkannt.
Erst, wenn ganz bestimmte Leistungen ausbleiben wird reagiert. Die Reaktion bezieht sich in solchen Fällen allerdings nicht auf die Ursache, sondern lediglich auf die Folgen.
Schlechte Leistungen erfordern Maßnahmen zur Verbesserung. An dieser Stelle wird nun meist wieder die Ursache selbst, das Medium Fernsehen/Video, Computer etc. angesetzt. Fernsehverbot! Phantastisch! Der Kreis schließt sich nun gänzlich, Fernsehen = schlechte Leistungen = Fernsehverbot! Das Schrecklichste, was einem Menschen passieren kann. Das weiß und spürt jeder. Deshalb hat sich diese Strafart sehr schnell herumgesprochen, durchgesetzt und etabliert und erzielt erzieherisch seine Wirkung, ohne, dass ständig über neue Methoden und Maßnahmen nachgedacht und gesprochen werden muss. Doch diese, zu Tauschgeschäften entwickelte Methode, gute Leistungen, gewünschtes Verhalten, gegen Fernsehen, bringt meist keinen echten Erfolg. Es ist also doch kein Allheilmittel, kein Wundermittel, keine Medizin, nur bunte vielversprechende Pillen, die wie Seifenblasen zerplatzen, somit keinen Erfolg auf Heilung bringen. Nur ein Durcheinander in Kopf + Leib + Seele, je jünger desto mehr. Wie schon von jeher haben solche bunten, kleinen Pillen noch nie eine Krankheit wirklich gestoppt, geschweige denn geheilt. Sie, genau wie bunte, süße Bonbons waren schon immer nur in der Lage bestimmte Gefühle vorzutäuschen, Ersatz zu sein für Zuneigung, Zuwendung, Erlebnisse, Taten, Zusammensein usw. Sind sie aufgelutscht hören die kleinen bunten Bilder auf zu flimmern, wird mehr verlangt.
Mehr verlangt, um die Sinne zu stillen. Noch lange nicht aus dem Stillalter herausgewachsen? Immer noch unfähig selbst zu entscheiden, wie viel, wann und was zu sich genommen wird?
Nicht unfähig! Nie gelernt mit den Ver- Führern, richtig umzugehen! Nicht gelernt „Nein“ zu sagen, Versuchungen zu widerstehen und damit aus sich heraus zu wachsen, Vertrauen zu sich und seinen Vorstellungen und Wünschen zu bekommen. Sich gegen die Macht des Zaubers zu behaupten. Selbst sein eigener Zauberer zu werden und seine Welt so zu gestalten, um darin den eigenen Sinn zu suchen, sich zu finden. Jeder muss dies allein, aus sich heraus tun. Wer auf andere wartet, kann lange warten!
Wer nur auf andere hört, wird selbst überhört, wird nicht wahrgenommen, ist nicht wirklich da. Ist nur jemand in eine, zur rechten Zeit, am rechten Ort, mit vorgegebener Meinung, bestimmte Hülle gepresst und eingeengt. Ein Nichts! Dennoch zufrieden?
Zufrieden mit sich und der Welt. Diesem Menschen kann nichts etwas anhaben. Er ist, wie er ist und doch ist er nur, wie er sein soll. Ein freudig schluckender und wiederkäuender Allesfresser!
Die Vorgegebenen Werte, Normen und Regeln sind so sehr verinnerlicht, dass die Identifizierung damit perfekt ist. Wobei es natürlich dennoch möglich ist, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln, wie Fernsehen, Computer, Presse, Gesetzte, Schule, Erziehungsstätten, Familie, also wieder mit bunten Bonbons das Innere neu umzugestalten, wenn die Notwendigkeit dafür besteht. So kommt es immer wieder zu Umdenkungsprozessen. Neue Werte, Normen und Regeln halten Einzug in den Menschen. Nur die eigenen Werte schaffen es nicht, den für sie bestimmten Platz einzunehmen. Verkümmern immer mehr im Inneren. Sie werden ganz verblassen, wen sich nicht endlich gekümmert wird.
Sich wirklich um etwas kümmern, hegen und pflegen, sich zu sorgen, es beobachten, fühlen, sehen und hören, Entwicklung erkennen, sich darüber freuen können, sei es auch noch so klein, und dennoch wachsen zu lassen, aus sich heraus, lässt erst die Möglichkeit entstehen selbst zu wachsen. Zu wachsen auf allen Ebenen.
Lernen von Pflanzen, Kleinstlebewesen, Tieren, Kindern. Im Kleinen anfangen. Nicht glauben zu wissen, was wichtig ist, sondern fühlen, was wichtig ist. Der Kopf- und Regelmensch muss endlich auch die anderen Sinne in sein Leben einbeziehen, will er sein Leben wirklich spüren.
Ohne vorgegebene Formeln auf die Suche gehen. Stein auf Stein, wie die ersten Bausteintürme kleiner Kinder, entstehen und wachsen. Anfangs noch klein und wackelig, aber voller Freude und Wagemut. Jeder neue Versuch, jedes Ausprobieren, bringt neue Ebenen, die wiederum erobert werden. Durch die Vielfalt an Möglichkeiten, wachsen ständig neue, ungeahnte Räume die offen sind eingerichtet zu werden, nach eigenem Maßstab, mit den Mitteln die eigens dafür zur Verfügung stehen. Jeder Mensch ist sein eigener Baumeister! Bildung?
Dort wo dies möglich ist, zeigen Beobachtungen von Kindern immer wieder diese ursprünglichen Fähigkeiten. Sie sind noch offen und bereit alles Neue an sich herankommen zu lassen, zu prüfen und möglicherweise für das weitere Handeln einzubeziehen. Die Phantasie kennt noch keine Grenzen, noch ist alles erlaubt. Die innere Welt verbindet sich, ohne Schwierigkeit mit der Äußeren, wobei die Gefühlsebene immer die erste Instanz ist. Den Gefühlen wird freien Lauf gelassen. Nichts bleibt drinnen, was raus muss. Raus muss, was sonst drinnen kaputt macht. Noch wächst das Kind, auch innerlich. Es fühlt, hört, sieht. Es lacht, weint, spricht, schreit und singt. Es ist fähig, mit allen Sinnen aufzunehmen, genau wie aus sich heraus zu geben. Die Freude des Entdeckens und Handelns ist so groß, dass immer mehr Möglichkeiten, Fähigkeiten, Interessen, Räume wachsen in denen geschaffen, gearbeitet wird. Bildung! Diese schöpferische Tätigkeit wird leider immer wieder als Spielerei abgetan und die Wichtigkeit der Ausschöpfung, des Auslebens dieser Phase häufig nicht erkannt, sondern unterbrochen, veralbert, abgewürgt, in andere, Leistungsbezogene, Bahnen gelenkt, oder nur bis zum fünften Lebensjahr, also bis zum Vorschulalter gebilligt.
Kinder müssen aber, und zwar speziell in der für sie bestimmten Art und Weise erfahren, erarbeiten, erspielen, also erleben.
Die in dieser Zeit gesammelten Erfahrungen, Techniken, Fähigkeiten, das gewachsene Selbstvertrauen und Wissen auf allen Ebenen, bilden das wichtige Fundamen, auf dem sich alles entwickelt, was im weiteren Leben auf das Kind zukommt. Je stabiler dieses Fundament ist, desto bereiter, offener begibt sich das Kind, der Mensch, in neue unbekannte Bereiche. Es ist bereit weiter zu wachsen, in sich aufzunehmen und aus sich herauszulassen, sich weiter zu entwickeln, auch jetzt im Dialog mit allen Sinne.
Das Kind ist also fähig, sich weiter zu entwickeln.
Der Mensch, die Gesellschaft in der es aufwächst ist es, in der Regel immer noch nicht. Mit zu wenigen Ausnahmen verläuft die Erziehung immer noch nach den gleichen Mustern der Vorfahren. Von Weiterentwicklung ist kaum etwas zu erkennen.
Immer noch zählenen in der Erziehung die alten Tugenden. Ordnung, Fleiß, Redlichkeit und Stärke stehen häufig an erst Stelle und bauen die dicken, unüberwindbar gedachten Mauern, gegen die individuelle Entwicklung des Menschen auf.
Immer noch wird das Kind, schon von klein auf an, mit dem schon starr und vertrocknetem Rüstzeug fürs Leben ausgestattet. Weiterhin voll- gestopft, gequatscht, gelangweilt, gequält und abgespeist mit Dingen, Techniken, Bereichen, Fächern und Wissen was schon heutzutage überholt ist
Immer noch werden die Kinder in den Familien, Erziehungsstätten, Schulen, Ausbildungsstätten in die Richtung bearbeitet funktionierende Arbeiter, Angestellte, Beamte zu werden, obwohl klar ist, dass die Anforderung an die Menschen, eine andere ist, also nicht mehr mit dem Bild übereinstimmt, welches ihnen Tag ein Tag aus vermittelt wird.
Immer noch wird zu wenig gehört, gesehen, geachtet und erkannt, was Kinder wollen und brauchen, um für das eigene Leben fähig zu werden. Es selbst in die Hand zu nehmen und zu entscheiden, wie und wohin sie gehen wollen.
Die Werte und Vorstellungen, Talente und Fähigkeiten, aber auch die Bedürfnisse, Wünsche und Träume der Kinder, der Menschen müssen erkannt und respektiert werden und in die Art und Weise des Lernens, der Wissensvermittlung, durch Mit- sprache und gestaltung, direkt einfließen.
Kinder lernen auf verschiedenen Ebenen, die von allen Sinnen geöffnet, betreten und erobert werden. Jedes Kind lernt am besten über die eigenen, persönlichen Ebenen. Es ist also für das individuelle Lernen und Erfassen wichtig, nicht einseitig, immer die selben Ebenen anzusprechen. Es ist notwendig mit unterschiedlichen Methoden und Techniken, vielseitig und immer neu motivierend, gemeinsam mit den Kindern, Neues zu erarbeiten und zu entwickeln und zu festigen. Selbst, sogenannte Leistungsbereiche sind geeignet, vielschichtig vermittelt zu werden. Auch der in diesen Bereichen oft trockenen erscheinende Lehrstoff bietet viele Möglichkeiten, über andere Wege und Ebenen erfasst und verstanden zu werden
Richtig verstanden und durchgeführt bedeutet diese Art des Lernens, auch für den Lehrenden, Weiterentwicklung und sogar Freude am Beruf.
Wichtig hierfür ist die Sende- und Empfangsbereitschaft auf der lehrenden, wie auf der lernenden Seite. Dies kann nur durch partnerschaftliches Umgehen miteinander entstehen. Nur auf dieser Grundlage kann eine Vertrauensbasis wachen.
Nur wer vertrauen hat ist bereit zu geben und zu nehmen. Dies gilt natürlich auch für die Wissensaufnahme.
Jeder hat so seine eigenen Erfahrungen mit den unterschiedlichsten und zahlreichen Wissensvermittlern gemacht. Positiv im Kopf geblieben sind diejenigen, die beim Kind, den Kindern geblieben sind. Die das Wissen, ihre Ziele, Vorstellungen und Methoden genauso eingebracht haben, dass die Lernenden die Wege mitgestalten konnten, sie sich ernstgenommen fühlten und dadurch Spaß und Freude an der Arbeit hatten. Froh zu sein bedarf es wenig..... Nur mit einer Leistungsmotivation in diesem Sinne gelingt es auch, an schwierige Aufgaben und Arbeiten heranzuführen. Weil das gemeinsame Erarbeiten und zum Ziel kommen im Mittelpunkt steht.
Lernen geschieht hier durch verstehen, erfahren, erlernen und begreifen auf allen Ebenen und mit allen Möglichkeiten. Anforderung und Entspannung wird genauso einbezogen, wie die Freude am eigenen und gemeinsamen Tun.
Diese Art des Lernens ist hinlänglich bekannt. Dennoch wird auch heute noch überwiegend der Frontalunterricht zur Stoffvermittlung abgehalten. Mit den dazu passenden Methoden gearbeitet. Dem ständig mechanischen Füllen leerer Heftseiten, wiederholen unüberschaubarer Formeln, und nichtssagender, nicht zeitentsprechender Texte usw.
Die Unfähigkeit dieser Lehrmethode beweist sich immer wieder selbst. Der auf diese Weise vermittelte Stoff ist schon nach relativ kurzer Zeit kaum noch vorhanden, also zu gebrauchen. Lernen geschieht hier, überwiegend durch Zu- hören und sehen, Auswendiglernen, Ab- und Aufschreiben. Nur durch einen ständig zu spürenden Druck wird Wissen antrainiert, aber auch die Unlust am Lernen wächst. Antrainiertes lässt nach, wenn der Druck nachlässt. Das ist also kein Lernen!
Lehren und lernen will gelernt sein!
Es liegt nicht an den Kindern, den Lernenden, wenn sie nichts lernen, begreifen, verstehen. Es liegt an den Eltern, Erziehern, Lehrern, den Wissensvermittlern; die nicht alle Möglichkeiten des Lernens in ihr Handeln einbauen und einfließen lassen; die nicht in der Lage sind, neugierig zu machen und die Freude am Lernen zu fördern und zu erhalten; die nur nach ihrem Schema handeln und in ihrem Tun unbeweglich und starr bleiben, blind und taub gegenüber den Vorstellungen und Wünschen der Lernenden; die eben immer wieder gern in die lang gehegten und gefüllten Schubladen greifen, aus denen heraus sie alles auf die Lernenden abladen und sie voll packen mit überaltertem Stoff
Was ist die Ursache, was die Wirkung?
Immer wieder ist zu hören und zu lesen, dass mehr und mehr Erzieher und Lehrer frühzeitig aus dem Beruf ausscheiden, psychisch, aber auch körperlich überfordert sind, ihr Enthusiasmus, ihre Ideale verloren gehen. Einer der Hauptgründe ist sicher die jeweilige Gruppen- bzw. Klassenstärke. Die oben beschriebene wünschenswerte Art und Weise der Wissensvermittlung ist natürlich in der Regel nur möglich, wenn ein individueller Kontakt zu den Kinder, schon allein von der Zahl her, überhaupt möglich ist. Ein weiterer wichtiger Grund ist die Ausbildung, die sich an den tatsächlichen Anforderungen der Wissensvermittlung, der Bildung orientiert. Denn auch hier wird immer noch nach den alten, überholten Richtlinien gearbeitet. z.B. sollten die soziale Kompetenz und die Kreativität im Denken und Handeln den gleichen Stellenwert haben, wie das allgemeine Wissen, die Methoden der Wissensvermittlung usw. Erst unter Einbeziehung aller Aspekte, wird eine Veränderung des Bildungsniveaus möglich sein.
Meiner Meinung nach sollte der Schock der Pisastudie eben nicht dazu führen, dass die Kinder nun schon ab fünf Jahren in die Schule gehen müssen, der Leistungsdruck auf allen Ebenen erhöht wird, das Abi nach 12 Jahren abgeschlossen wird.
Ein Umdenken im Bildungswesen ist angebracht und notwendig. Wir brauchen Menschen, die gelernt haben selbständig zu denken und zu handeln, zu Ergebnissen kommen und umzusetzen, Verantwortung zu übernehmen und zu tragen, aus sich heraus fähig sind Ideen zu entwickeln und umzusetzen, sozial kompetent sind, die Umwelt in das Denken und Handeln einzubeziehen usw. Eben Menschen, die selber kochen und nicht nur schlucken und wiederkäuen, was serviert wird.

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